Last Updated on 14. November 2025 by Bernd Bonnen
Ein erfolgreicher Börsenhandel erfordert einen gut ausgestatteten Werkzeugkoffer. Wer schießt schon gerne ins Blaue? Muss nun alles neu erfunden werden? Natürlich nicht!
Für einen sinnvollen Wertpapierhandel ist die Notwendigkeit einer fundierten Wertpapierprognose selbsterklärend. Die beiden großen Konzepte dafür sind die technische Chartanalyse und die fundamentale Analyse.
Im Kern geht es immer um die Beantwortung der simplen Frage:
Was soll ich als Trader/Händler im aktuellen Augenblick tun oder unterlassen?
In diesem Beitrag betrachten wir die technische Analyse als Hilfsmittel im alltäglichen Wertpapierhandel. Die technische Aktienanalyse untersucht die Kurshistorie und folgt dem Grundsatz, dass sich Kurse in Trends entwickeln. Diese Trends werden durch Korrekturbewegungen unterbrochen, welche oft hervorragende Einstiegsmöglichkeiten darstellen.
Wir erkennen einen Trend, eine Korrekturbewegung und eröffnen eine Position. So einfach ist die Praxis leider nicht. Doch was muss unser Werkzeugkoffer enthalten, um erfolgreich zu sein?
Der Chart eine grafische Darstellung von Kursdaten
Zunächst benötigen wir eine grafische Darstellung von Kursdaten – ein Diagramm. Ein Wertpapierchart zeigt den Kursverlauf eines Assets, jedoch enthält kein Chart alle wünschenswerten Informationen.
Ein Trugschluss wäre, es zu glauben, dass der Chart allein alle notwendigen Daten bereitstellt. Zwei Trader können denselben Chart betrachten, aber mit unterschiedlichen Absichten handeln. Der Chart zeigt nicht, ob jemand bereits investiert ist oder ob er eine Kauf- oder Verkaufsabsicht verfolgt.
Aber ohne Chart können wir nicht sinnvoll handeln. Die Illusion, dass der Chart alle Informationen aufzeigt, solltest du niemals erliegen.
Skalierung eines Charts,ist das notwendig ?
Bei längerfristigen Charts sollte die Preisachse logarithmisch skaliert werden.
Die Preisbewegungen werden verhältnismäßig dargestellt und sind besser sichtbar. Bei einem kurzfristigen Chart (unter einer Stunde) ist eine arithmetische Skalierung akzeptabel.
Die Einstellung der Zeiteinheiten sollte flexibel sein und alle denkbaren Zeitrahmen umfassen.
Ein Hinweis. Der eingestellte Zeitrahmen ist nur ein Gehilfe. Die Notierung der Kurse erfolgt an der Börse fortlaufend im Orderbuch. Das Orderbuch kennt keine Zeiteinheiten.Für eine perfekte Abbildung eines Kursverlaufes wäre ein Tick-Chart notwendig. Ein Tick ist die kleinste Preisbewegung. Aber ein Tick-Chart als wöchentlicher Chart? Ziemlich anstrengend.
Als kleines Beispiel habe ich einen Tick-Chart vom DAX über einen Zeitraum von 30 Tagen angefügt.
Die beiden Chart von NVIDA zeigen den gleichen Zeitraum, aber mit unterschiedlichen Skalierung.



Kursdarstellung bei der Chartanalyse
Der Linienchart


Der Linienchart ist die einfachste Form der Kursdarstellung. Er zeigt lediglich die Schlusskurse an, während Eröffnungs-, Höchst- und Tiefstkurse fehlen.
Ich bin ein Fan der Elliott-Wellen-Theorie. Ihr Begründer, Ralph Nelson Elliott, entwickelte diese Theorie auf der Grundlage der handschriftlichen Aufzeichnung der stündlichen Schlusskurse.
Ich denke, der Schlusskurs ist immer noch wichtig. Es ist der Kurs, zu dem die Marktteilnehmer noch bereit sind, ihre Position zu halten.
Daher benutze ich diese Kursdarstellung immer noch für eine Elliott-Wellen-Zählung.

Der Mountain Chart ist eine Variante des Liniencharts.
Der Balkenchart oder auch Bar-Chart

Der Balkenchart, auch Bar-Chart genannt, kommt aus den USA und entstand in den 1950er Jahren.
Diese Darstellung bietet eine detailliertere Ansicht als ein Linienchart.
Grafisch werden beim Balken- oder Bar-Chart der Höchstkurs, der Tiefstkurs, der Eröffnungskurs und der Schlusskurs abgebildet. Und zwar so:
Eröffnungskurs als kleine horizontale Linie links
Schlusskurs als kleine horizontale Linie rechts
Höchstkurs als oberes Ende des Balkens
Tiefstkurs als unteres Ende des Balkens

Mit dieser Kursdarstellung ist nun die Handelsspanne der gewählten Zeiteinheit sichtbar.
Durch diese Art der Kursdarstellung sind im Gegensatz zum Linienchart jetzt auch Kurslücken (Gaps) erkennbar.
Gaps (Kurslücken) sind immer Hinweise auf eine besondere Trendstärke. Gaps findet der Trader oft in Märkten mit einer Handelspause.
Balkencharts können farblich codiert sein (grün für steigende und rot für fallende Kurse).
Bei Bar-Charts verzichte ich auf eine farbliche Unterscheidung. (reine Geschmackssache)
Kerzen-Charts, auch Candlesticks genannt

Kerzen-Charts aus Japan, dem Land der aufgehenden Sonne. Es wird angenommen, dass die Candlesticks im 17. Jahrhundert von dem Reishändler Munehisa Homma entwickelt wurden. Steve Nison machte diese Art der Kursdarstellung in der westlichen Welt bekannt.
Ihr besonderer Wert liegt darin, dass jetzt auch die Kraft einer Kursbewegung offensichtlich wird.
Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass sich einzelne Candlesticks zu Mustergruppen zusammenschließen lassen.
Es entsteht ein Verbund von einzelnen Candlesticks, auch Candle-Pattern genannt.

Der Candlestick besteht aus einem Körper, dem Docht und der Lunte.
Der Körper zeigt die Differenzspanne zwischen Eröffnungs- und Schlusskurs innerhalb des dargestellten Zeitintervalls an.
Notiert der Schlusskurs über dem Eröffnungskurs, ist der Kerzen-Körper entweder grün oder weiß, der Kurs ist gestiegen.
Liegt der Schlusskurs unter dem Eröffnungskurs, ist der Körper rot oder schwarz. Der Kurs ist gefallen.
Der Docht gibt den Höchstkurs und die Lunte den Tiefststand innerhalb der eingestellten Zeitperiode an.
Die Länge des Kerzenkörpers, des Dochtes und der Lunte sind wichtige Zeichen der Marktstimmung.
Eine kleine, kaum wahrnehmbare Kerze ist ein Hinweis auf Unentschlossenheit.
Liegt der Schlusskurs unter dem Eröffnungskurs, entsteht eine „Red Candle“. Wenn der Schlusskurs über dem Eröffnungskurs liegt, entsteht eine „Green Candle“.



Candlesticks mit Volumen. Mit jeder einzelnen Kerze wird auch das Handelsvolumen dargestellt. Kerzen für den Volumen-Trader.Nehme ich machmal beim Handel mit Aktien.
Heikin-Ashi-Chart

Variationen der Candlestick-Charts sind die Heikin-Ashi-Charts.
Der Heikin Ashi Chart soll das Marktrauschen für eine bessere Trenddarstellungen glätten.
Die Besonderheit ist, dass die Kerzen aufgrund von Durchschnittswerten berechnet werden.
Trendbewegungen oder Umkehrbewegungen können dadurch eventuell leichter erkannt werden.
Mögliche Berechnungen einer Heikin Ashi Kerze sind
a) Median-Berechnung = (High + Low) / 2
b) Typical-Berechnung = (High + Low + Close) / 3
c) Weighted-Berechnung = (High + Low + 2*Close) /4 = gewichtet auf den Schlusskurs
Renko-Chart

Renko Charts oder auch Ziegel-Chart befassen sich lediglich mit der Kursentwicklung. Zeitspannen und Handelsvolumen kommen bei der Berechnung nicht zum Tragen.
Die Ziegelsteine oder Renkos erscheinen jedoch nur, wenn der Kurs sich in größerem Umfang ändert, sodass kleinere Ausschläge (Marktrauschen) bereinigt werden sollen.
Auf Basis der Schlusskurse wird die Ziegelgröße definiert. Eine Ziegelgröße ist die Kursspanne, die erreicht werden muss, damit ein neuer Ziegelstein abgebildet wird.
Jeder Anwender muss bestimmen, mit welcher Kursspanne gerechnet werden soll. Die eingestellte Kursspanne bestimmt die Anzahl der Trading-Signale.
Beispiel:
Kursspanne 15 Pips, dann bildet sich ein Ziegel nur, wenn sich der Preis um 15 Pips nach oben oder 15 Pips nach unten bewegt.
Tradingsignale entstehen bei einem Farbwechsel im Renko-Chart.
Kagi-Chart

Das Kagi-Chart ist mit dem Linienchart verwandt.
Jedoch besteht der große Unterschied darin, dass keine Zeitachse angetragen wird.
Es wird die reine Kursbewegung abgebildet.
Eine Umkehrbewegung wird mit einem Haken dargestellt.
Point & Figure

Im Point- und Figure-Chart wird der Zeitfaktor nicht beachtet.
Die reine Kursbewegung wird abgebildet.
Auch hier muss der Anwender die Größe der Kursbewegung bestimmen, bevor der Chart neu gezeichnet wird.
Eine gute Chart-Darstellung ist wichtig
Ich habe für dich eine kleine Checkliste zusammengestellt. Natürlich besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit. Jeder Trader entwickelt mit der Zeit seine besonderen Vorlieben.
Darauf würde ich achten:
1. Einfache Bedienbarkeit. Absolut wichtig, wenn aus dem Chartprogramm heraus gehandelt wird.
2. Absolute saubere Chart-Darstellung.
3. Leichte Lesbarkeit der Kursdarstellung.
4. Farbliche Wahl des Hintergrundes und der Chart-Darstellung
(Augen können rasch ermüden und dies führt zu Konzentrationsfehlern)
5. Die einzelne Darstellung eines Bar oder einer Kerze im Chart sollte einstellbar sein
6. Mehrere Chartfenster für unterschiedliche Zeiträume
7. Die Stabilität der Software. Eine Software, die ständig abstürzt, ist wenig sinnvoll.
8. Perfekte Datenanbindung, egal ob als Handelssoftware oder als Screening-Software
9. Außerbörsliche Kursdaten einer Bank sind Zeitverschwendung
Bei jeder Darstellung eines Kursverlaufes in einem Chart gilt die Abwägung der Vorteile oder Nachteile.
- In einer einfachen Kursdarstellung ist der Blick auf das Wesentliche ungetrübt. Aber eventuell wichtige Informationen gehen verloren.
- Die Chart-Darstellung muss sich dem Handelskonzept unterordnen.
- Die Chartabbildung auf dem Monitor hat Einfluss auf deine Trader-Psychologie! JA, Richtig. Durch eine fehlerhafte Skalierung können schmerzliche Fehlsignale entstehen. Oh … eine riesige grüne Kerze … jetzt geht die Post ab … Nee … Skalierungsfehler.
- Liegt der aktuelle Kurs ganz oben oder ganz unten am Monitorrand, können für eine Trade-Eröffnung psychologische Hemmschwellen entstehen. Kein Witz!
Mein Chartprogramm ist so eingestellt, dass oben und unten immer fünf Perioden der jeweiligen Zeiteinheit „Luft“ sind.
Sollte sich ein sehr dynamischer Kursverlauf ergeben, sodass die Bars sich oben oder unter an den Monitorrand quetschen, kann ich das Chartbild mit der Maus im „Bild“ nach oben oder unter verschiedenen!
Wie viele Bars oder Kerzen sollten in einem Chart-Fenster abgebildet werden?
So viel wie möglich. Es gilt das Motto „Von wo kommen wir, wohin kann die Reise gehen?“
Mein Chatprogramm erlaubt das Laden von 5.000 Perioden je eingestellter Zeiteinheit. In einem Stunden-Chart habe ich so insgesamt 5.000 Kerzen. Eine Kerze ist eine Periode von einer Stunde. Somit habe ich einen ausreichenden Rückspiegel. Ich möchte dies so, weil ich das Elliott-Wellen-Prinzip bevorzuge.
Es gibt keine Abkürzung. Beschäftige dich mit den einzelnen Charttypen und deren Konzepten.
Datenfeeds und Chart
Wenn du eine einzige Chartsoftware verwendest, ist diese im Regelfall von deinem Broker.
Bei dem Broker musst du aber unterscheiden zwischen Market-Maker und DMC-Brocker.
Ich empfehle dir immer einen DCM-Broker. Bei einem DMA-Broker handelst du zu den Kursen der Referenzbörse! Ein DCM-Broker verdient sein Geld durch seine Dienstleistung.
Bei einem Markt-Maker ist es oft üblich, dass keine Orderkosten entstehen. Aber womit verdient er dann sein Geld? Leider ist dies eine Grau-Zone. Maket-Marker stellen ihre eigenen Kurse, damit bestimmen sie die Geld-/Brief-Spanne.
Aber beachte, im Intraday-Handel ist ein sehr weiter Spread tödlich.
(Spread = Differenz zwischen Geld – und Briefkurs)
Im Intraday-Handel lasse ich mir immer den Spread im Chartprogramm anzeigen. Im Swing-Trading spielt die Differenz zwischen Geld- und Briefkurs für mich keine Rolle.
Als Trading-Anfänger kann man natürlich einen Market-Maker-Broker auswählen. Im schlimmsten Fall hast du dann schlechtere Ausführungen als an der Referenzbörse. Wenn du einen Market-Maker wählst, achte darauf, welchen Spread er dir anbietet.
Diese Chartsoftware verwende ich
Neben der Broker-Software, verwende ich aktuell folgende Programme.
AgenaTrader https://agenatrader.com/
ProRealTime https://www.prorealtime.com/de/
Der AgenaTrader ist mein Haupt-Chartprogramm für alle Aufgaben im Kontext meiner Trading-Aktivitäten. Mir ist ein unabhängiger Datenfeeds-Anbieter wichtig, daher nutze ich die Firma Lenz+Partner für weltweite Kursdaten.
ProRealTime als Börsensoftware nutzte ich für Analysen, weil hier oft sehr lange End-of-Day Daten verfügbar sind.
Viel Erfolg beim Trading! 🚀
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